Trennung, Scheidung, Unterhalt
Kinder: Umgangsrecht
Kinder in den Mittelpunkt stellen
ISUV vertritt die Auffassung, dass Eltern frei entscheiden können sollten, welches Umgangsmodell für sie als Trennungsfamilie am besten geeignet ist. Wir fordern die Politik auf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen und nicht nur das Residenzmodell als Umgangsmodell zu fördern. Mehr zu unseren politischen Forderungen gibt es hier: Politische Forderungen
Bei der Entscheidung, welches Umgangsmodell das Beste für die jeweiligen Familien ist, sollten die Eltern das Wohl ihrer Kinder in den Mittelpunkt stellen. Weitere Fragen zu den Umgangsmodellen? Dann wenden sie sich an unsere Geschäftsstelle unter hilfe@isuv.de oder an eine Kontaktstelle in ihrer Nähe.
Das symmetrische Wechselmodell: Geteilte Betreuung nach der Trennung
Das symmetrische Wechselmodell ist ein Betreuungsmodell für Kinder nach einer Trennung oder Scheidung, bei dem beide Elternteile gleichberechtigt an der Erziehung beteiligt bleiben. Das Kind lebt abwechselnd bei Mutter und Vater – beispielsweise im Wochenrhythmus oder mit einer anderen individuellen Aufteilung (z. B. 2-2-3-Tage-Modell).
Merkmale des symmetrisches Wechselmodells
✅ Gleichmäßige Aufteilung der Betreuungszeit (50/50 bei jedem Elternteil).
✅ Beide Eltern tragen Verantwortung für Erziehung, Betreuung und Alltag.
✅ Das Kind bleibt mit beiden Eltern verbunden, was oft positive emotionale Effekte hat.
✅ Flexible Anpassung möglich, je nach Alter des Kindes, Wohnsituation und Eltern-Absprache.
Vorteile
✔ Starke Bindung zu beiden Elternteilen bleibt erhalten.
✔ Fairere Aufteilung der Verantwortung entlastet beide Eltern.
✔ Kinder erleben beide Haushalte als „Zuhause“, was Stabilität schaffen kann.
Herausforderungen
❌ Hoher Abstimmungsaufwand zwischen den Eltern.
❌ Gute Kommunikation und Kooperation nötig – Konflikte können problematisch sein.
❌ Wechsel kann für manche Kinder belastend sein, wenn es zu häufig ist oder keine klare Struktur besteht.
Für wen eignet sich das symmetrische Wechselmodell?
Das Wechselmodell funktioniert am besten, wenn die Eltern ein respektvolles Verhältnis pflegen und gemeinsam Entscheidungen zum Wohl des Kindes treffen können. Auch, wenn leichte Unstimmigkeiten zwischen den Eltern herrschen.
Sorge- & Umgangsrecht - Was ist der Unterschied?
Was bedeutet Umgangsrecht? Im Unterschied zum Sorgerecht greift das Umgangsrecht (§ 1684 BGB) die emotionale Situation der Eltern und des Kindes auf. Es ist als subjektives Recht des Kindes ausgestaltet und nicht als Elternrecht.
Jedes Kind hat ein Recht darauf, Umgang mit seinen leiblichen Eltern zu haben. Umgekehrt haben Eltern gegenüber ihrem Kind ein Umgangsrecht aber auch eine Umgangspflicht. Auf diese Weise sollen die Beziehung und Bindung des Kindes zu seinen Eltern fortgesetzt und vertieft werden.
Die elterliche Sorge, das sogenannte Sorgerecht, haben die verheirateten leiblichen Eltern grundsätzlich mit der Geburt ihres Kindes. Für nicht in der Ehe geborene Kinder gilt dies nicht. Väter müssen vielmehr erst das Sorgerecht beantragen. ISUV fordert eine Gleichstellung von ehelichen und nichtehelichen Kindern und deren Väter.
Das gemeinsame Sorgerecht beinhaltet die Aufgabe Entscheidungen zum Wohle des Kindes zu treffen, es zu pflegen, zu fördern und seinen Lebensweg zu gestalten. Zu den Aufgaben des Sorgerechts zählen unter anderem:
- Bestimmung des kindlichen Aufenthaltes
- Wahl der Schulart
- Fragen religiöser Erziehung
- Zweckmäßige Verwaltung des Kindsvermögens
- Medizinische Versorgung des Kindes
Das elterliche Sorgerecht kann entweder im Ganzen übertragen oder auch nur in Teilbereichen geregelt sein, z.B. Vermögenssorge.
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Wie kommen wir zu einer Einigung?
Wohlergehen und Stabilität entstehen für das Kind aus der Sicherheit und Kontinuität der Beziehung zu beiden Eltern – trotz Trennung und Scheidung.
Die Rechtsform der alleinigen elterlichen Sorge wird von Müttern oder Vätern sehr oft aus genau entgegengesetzten Motiven beantragt:
- nichts mehr mit dem anderen Elternteil zu tun haben wollen,
- sich mit dem anderen Elternteil künftig nicht mehr auseinandersetzen zu wollen und deshalb ohne den anderen Elternteil entscheiden zu können,
- verhindern, dass sich der andere Elternteil künftig in das eigene Leben und damit auch in das des Kindes einmischt.
Betroffene müssen akzeptieren, dass sich Elterninteressen von Kindesinteressen unterscheiden. Das Bedürfnis des Elternteils nach Abstand/Abgrenzung gegenüber dem früheren Partner/Ehepartner widerspricht dem Interesse des Kindes. Auf der Paarebene ist dieses Bedürfnis verständlich, es darf aber nicht auf die Elternebene übertragen werden. Das Kind will in der Regel eine Beziehung zu beiden Eltern fortführen, möchten von Vater und Mutter akzeptiert und geliebt werden. Dies müssen Mütter und Väter akzeptieren, auch wenn es schwerfällt.
✅ Zeit
Abstand zwischen den Kontakten: Dem Zeitempfinden des Kindes, das von seinem Alter abhängig ist, muss ausreichend Rechnung getragen werden. Wichtig sind die Dauer der Kontakte: Das heißt, dass beide Elternteile Gelegenheit haben, kontinuierlich eine längere Zeitspanne mit dem Kind zu verbringen.
✅ Alltagsbezug
Alltagsbezug bewirkt „Normalität“ in die Beziehung von Kind und dem „außerhalb“ lebendem Elternteil. Normalität ermöglicht auch Auseinandersetzungen mit den Belangen des Kindes und stärkt die Verbundenheit und die Beziehungsqualität zwischen Elternteil und Kind.
✅ Räumliche Nähe
Sie ist die ideale Bedingung um die Faktoren Zeit und Alltagsbezug gut installieren zu können.
✅ Beziehung der Eltern zueinander
Eltern müssen bereit sein zu akzeptieren, dass ihre Beziehung aufgrund der Trennung/Scheidung eben nicht beendet ist, sondern letztlich durch das gemeinsame Kind ein Leben lang bestehen bleibt. Das erfordert verantwortliches Elternverhalten. Praktisch bedeutet dies: konstruktive Kommunikation, Verhandlungsbereitschaft, Bereitschaft Kompromisse zu schließen.
Die Wahrscheinlichkeit zur Kooperation ist erst dann möglich, wenn der Gesprächsfaden zwischen den Eltern nicht abreißt. Wenn es um Kinder und Kindeswohl geht, müssen die Eltern miteinander kommunizieren. Anwaltsbriefe dürfen und können das persönliche Gespräch der Eltern nicht ersetzen.
Wie kann Kooperation miteinander und Verständnis füreinander erreicht werden?
- Anerkennen der Trennung und der gemeinsamen Elternschaft,
- Vorwurfshaltung und Positionskämpfe aufgeben, Eigenverantwortung übernehmen für das eigene Handeln und die eigenen Gefühle,
- Zuhören und Verstehen: Gespräche mit vorher vereinbarten Gesprächsregeln und Zeitvereinbarungen,
- Den eigenen Standpunkt, die eigenen Forderungen ruhig und klar vermitteln,
- Erziehungspraxis des anderen akzeptieren,
- Mit dem anderen Elternteil alles Wichtige direkt besprechen.
Buchempfehlungen zum Thema
Praxisratgeber Wechselmodell: Wie Getrennterziehen im Alltag funktioniert
Taschenbuch – 28. Februar 2020 von Hildegund Sünderhauf (Autor), Katharina Kravets (Illustrator)
Weil Kinder beide Eltern brauchen: Neue Perspektiven nutzen – faire Betreuungsmodelle finden – Hilfe für Trennungsfamilien
Broschiert – 25. Juli 2022 von Nina Weimann-Sandig (Autor)
Eine Woche Mama, eine Woche Papa: Wie Kinder getrennter Eltern gut leben (Herder Spektrum)
Taschenbuch – 9. April 2015 von Ina Kiesewetter (Autor), Petra Wagner
Eltern bleiben nach der Trennung: Was Ex-Partner für sich und ihre Kinder wissen sollten
Broschiert – 1. April 2020 von Marianne Nolde (Autor)
Das asymmetrische Wechselmodell: Eine flexible Variante des Wechselmodells
Das asymmetrische Wechselmodell ist eine spezielle Form des klassischen Wechselmodells, bei dem das Kind zwar zwischen beiden Elternteilen pendelt, aber nicht zu gleichen Teilen bei beiden lebt. Ein Elternteil übernimmt also einen größeren Anteil der Betreuung, während der andere seltener, aber dennoch regelmäßig eingebunden ist.
Merkmale des asymmetrischen Wechselmodells
✅ Ungleichmäßige Aufteilung der Betreuungszeit (z. B. 70 % bei einem Elternteil, 30 % beim anderen).
✅ Beide Elternteile bleiben aktiv an der Erziehung beteiligt, aber einer übernimmt die Hauptverantwortung.
✅ Flexibel gestaltbar, abhängig von den Bedürfnissen des Kindes und der Lebenssituation der Eltern.
Vorteile
✔ Gute Lösung, wenn ein echtes 50/50-Wechselmodell nicht praktikabel ist (z. B. wegen Wohnort, Beruf, Schulweg).
✔ Mehr Stabilität für das Kind, wenn es eine stärkere Hauptbezugsquelle braucht.
✔ Beide Eltern bleiben präsent und übernehmen Verantwortung, wenn auch in unterschiedlichem Umfang.
Herausforderungen
❌ Ungleichgewicht kann Konflikte verursachen, wenn ein Elternteil sich benachteiligt fühlt.
❌ Abstimmung und Organisation bleiben wichtig, besonders bei Schul- und Freizeitplanung.
❌ Kind muss sich an zwei Lebensmodelle gewöhnen, was individuell unterschiedlich gut klappt.
Das asymmetrische Wechselmodell ist oft eine gute Lösung, wenn ein gleichberechtigtes Wechselmodell nicht umsetzbar ist, aber trotzdem beide Eltern eine enge Beziehung zum Kind behalten wollen.
Das Residenzmodell: Ein klares Haupt-Zuhause für das Kind
Das Residenzmodell ist eine Betreuungsregelung für Kinder nach einer Trennung oder Scheidung, bei der das Kind hauptsächlich bei einem Elternteil lebt (dem „Residenz-Elternteil“), während der andere Elternteil ein Umgangsrecht hat.
Merkmale des Residenzmodells
✅ Ein Elternteil übernimmt die Hauptverantwortung für Erziehung und Alltag.
✅ Der andere Elternteil hat regelmäßige Besuchszeiten, z. B. jedes zweite Wochenende oder an bestimmten Wochentagen.
✅ Ein fester Lebensmittelpunkt gibt dem Kind Stabilität und Struktur.
Vorteile
✔ Mehr Kontinuität und Routine für das Kind, da es einen festen Hauptwohnsitz hat.
✔ Weniger organisatorischer Aufwand als beim Wechselmodell.
✔ Für Eltern mit großer räumlicher Distanz oft die praktikabelste Lösung.
Herausforderungen
❌ Kind verbringt weniger Zeit mit einem Elternteil, was die Bindung beeinflussen kann.
❌ Potenzielle Ungleichverteilung der Verantwortung, was zu Konflikten führen kann.
❌ Entfernung kann problematisch sein, wenn der umgangsberechtigte Elternteil weit weg wohnt.
Das Residenzmodell ist das in Deutschland immer noch das am häufigsten praktizierte Modell nach einer Trennung. Gerade wenn die Eltern nicht nahe beieinander wohnen oder eine kooperative Erziehung schwierig ist wird das Residenzmodell immer noch gewählt.
Das Nestmodell: Stabilität für das Kind nach der Trennung
Das Nestmodell (auch „Bird-Nesting“ genannt) ist eine besondere Betreuungsform nach einer Trennung, bei der das Kind in der gemeinsamen Wohnung oder im „Nest“ bleibt, während die Eltern abwechselnd ein- und ausziehen.
Merkmale des Nestmodells
✅ Das Kind bleibt in der gewohnten Umgebung und muss nicht zwischen zwei Haushalten wechseln.
✅ Die Eltern organisieren sich in einem Rotationssystem, z. B. im Wochen- oder Tagesrhythmus.
✅ Die Eltern haben jeweils eine eigene Wohnung oder teilen sich eine zweite Unterkunft für die Zeiten, in denen sie nicht im „Nest“ sind.
Vorteile
✔ Maximale Stabilität für das Kind, da es nicht pendeln muss.
✔ Flexibel anpassbar, je nach Betreuungszeit der Eltern.
✔ Ermöglicht beiden Eltern eine enge Bindung zum Kind.
Herausforderungen
❌ Hoher organisatorischer Aufwand, da die Eltern koordiniert ein- und ausziehen müssen.
❌ sehr kostenintensiv, da oft drei Wohnräume benötigt werden.
❌ Emotionale Belastung, wenn die Eltern weiterhin stark verbunden bleiben müssen, obwohl die Beziehung vorbei ist.
Das Nestmodell eignet sich besonders, wenn Eltern harmonisch zusammenarbeiten können und das Wohl des Kindes oberste Priorität hat. Es wird meist als Übergangslösung genutzt, um den Kindern den Übergang nach der Trennung zu erleichtern.
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