Repräsentiert „Das Parlament“ die Meinung des Parlaments?

Die Ausgabe „Das Parlament“, „Sonderthema Ehe und Familie“, Nr. 32-33 ist bei Mitgliedern des Interessenverbandes Unterhalt und Familienrecht (ISUV) auf heftige Kritik gestoßen. Übereinstimmend wird kritisiert: „einseitige Genderausrichtung“, „Zerrbild von Vätern“, „wieder mal das Hohe Lied auf die Alleinerziehenden, die meist gar keine sind“, „kritische Themen wie Umgangsverweigerung werden ausgeklammert“, „aktuelle Themen wie das Wechselmodell kommen nicht vor“, … Ein Mitglied kritisiert: „Da sieht man, welche Interessen im Parlament wichtig sind, Väter und Unterhaltszahler haben keine Lobby. Wen soll man da wählen?“ Dazu stellt ISUV-Pressesprecher Josef Linsler fest: „Sieht man von spezifischen Befindlichkeiten ab, so ist die Kritik berechtigt.“  

Strittige Fragen, Defizite des Familienrechts und der Familienpolitik werden nicht aufgegriffen, wie beispielsweise: Zunahme der Inobhutnahmen, Umgangsverweigerung, Wechselmodell als gesellschafliche Notwendigkeit, ungerechte Besteuerung von Unterhaltspflichtigen, Benachteiligung von nichtehelichen Partnerschaften mit Kindern im Steuer- und Sozialrecht, Familiennachzug und die vorhersehbare Zunahme von Verteilungskämpfen. „Eine parlamentsnahe Zeitung sollte gerade in Wahlkampfzeiten kritische Fragen und Defizite ansprechen. Alle Wähler/innen haben einen Anspruch darauf, dass ihre Probleme und Fragen aufgegriffen werden“, fordert der ISUV-Pressesprecher.

Die Darstellung von Familie ist einseitig. Familie wird aus der Sicht von „überforderten, benachteiligten“ Frauen, insbesondere „Alleinerziehenden“ dargestellt. Gefordert wird „Gleichstellungspolitik“, also mehr Staat, mehr Bürokratie. „Der Zusammenhalt von Familien ist nur gesichert, wenn alle spontan sich integrieren, ihre Rollen gerne annehmen – und dies aus Liebe tun, nicht weil ihnen das vorgeschrieben wird. Gendergesichtspunkte oder gar das Hineinregieren in Familien mittels Gender-Gleichstellungspolitik ist der familiären Gruppendynamik unangemessen. Ehe und Familie sind keine nach Gleichheitszeichen und Gendermaximen durchstrukturierte Gruppen, sondern spontane Verbindungen mit dem Ziel Menschen glücklich zu machen“, kritisiert Linsler.

Diese Einseitigkeit der Darstellung führt teilweise zu niveaulosen Generalisierungen: „Viele Männer verprügeln ihre Frauen.“ – Der Mann als Gewalttäter? Das Bild vom  Trennungsvater: „Nils war der lustige Papa, der Zeit hatte für Ausflüge und tolle Aktivitäten. Ich musste arbeiten, mich um die Hausaufgaben und den täglichen Kleinkram kümmern. Zeit für Spaß hatte ich gar nicht.“ – Die Realität sieht anders aus: „Viele Väter haben kein Geld für tolle Aktivitäten. Zwei Drittel aller Trennungen werden von Frauen eingeleitet, die gut vernetzt sind und ihr Leben nach der Trennung gut vorbereitet haben. Dagegen wiegen sich viele Männer in Sicherheit, werden von der Trennung überrascht und fallen in ein tiefes Loch. Dennoch haben sie zu arbeiten und Trennungsunterhalt zu zahlen. Von lustigem Papa und Spaß kann keine Rede sein.“ (Linsler)

Ohne Gegenrecherche darf die Vorsitzende des Alleinerziehenden Verbandes (VAMV) ablästern über Wechselmodell, über „alte Männer“, über den „unterhaltspflichtigen Elternteil“, der nicht zahlt. Schließlich darf sie dann „aus dem Stand Wünsche an die Familienpolitik der neuen Regierung formulieren“.

Eine differenzierte Darstellung zum Mythos Alleinerziehen ist gefragt und längst überfällig. Denn bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass „die Alleinerziehenden in sich sehr inhomogen sind. Dies gilt sowohl wirtschaftlich als auch sozial. Meist wird nach Trennung und Scheidung weiterhin getrennt gemeinsam erzogen. Sehr oft leistet der unterhaltspflichtige Elternteil einen erheblichen Anteil an der Betreuung und zahlt dennoch den vollen Kindesunterhalt. Dieses Privileg wollen „Alleinerziehende“ nicht verlieren, deswegen sperren sie sich nicht selten beim Wechselmodell.

Zu guter Letzt stellt sich die Frage: Haben die Abgeordneten des Bundestages, die Fraktionen den gleichen Blickwinkel, das gleiche Problembewusstsein wie „Das Parlament“? Sicher interessant für die Wähler, für Eltern, für Frauen und Männer.

ISUV – Kompetenz im Familienrecht seit über 40 Jahren

Der ISUV vertritt als größte deutsche und überparteiliche Solidargemeinschaft die Interessen von Bürgern, die von Trennung, Scheidung und den damit zusammenhängenden Fragen und Problemen betroffen sind. ISUV ist unabhängig, bundesweit organisiert und als gemeinnützige Organisation anerkannt.

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